113 Architektur Fragen - Wie entsteht ein Gebäudeentwurf?
Wie entsteht ein Gebäudeentwurf?
Skizzenpapier raus, Bleistift gespitzt und los geht´s! So oder so ähnlich stellen sich viele wahrscheinlich den Ursprung eines Gebäudes vor. Nun ganz so einfach ist es dann doch nicht.
Es gibt je nach Standort, Raumprogramm, Gebäudetypologie etc. und schlussendlich nach Architekt verschiedene Zugänge, wie eine Idee zu einem Gebäude entstehen kann. Wichtig dabei ist es die Zusammenhänge und Abhängigkeiten zu erkennen und einfließen zu lassen.
Somit besteht der erste Schritt aus der Grundlagenanalyse und dem Festlegen der technischen, finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Letztere umfassen zum Beispiel auch die städtebaulichen Vorgaben. Weitere wichtige Informationen sind auch die wirtschaftlichen Parameter, also was muss ich aus dem Gebäude an nutzbarem Raum rausholen, damit ich mir die Errichtung auch leisten kann.
Hat der Architekt alle wichtigen Informationen zusammen, kann er im zweiten Schritt nun tatsächlich den Bleistift spitzen und zunächst die rechtlichen Rahmenbedingungen zu einer Gebäudehülle gießen, und so die äußeren Grenzen des Gebäudes definieren, in welchen er sich bewegen kann. Da sprechen wir aber noch nicht von Architektur, sondern eher von einem gläsernen Umriss.
Beim dritten Schritt spielt nun der individuelle Zugang sowie das Gestaltungsverständnis des Architekten eine große Rolle. Da gibt es Unmengen an Varianten, wie er vorgehen kann.
Zum Beispiel:
* Er entwickelt die Gebäudehülle als erstes und versucht anschließend, diese mit dem Raumprogramm zu füllen. Dies kann anhand von analogen oder digitalen Modellen ausprobiert werden.
* Er überlegt sich zuerst das Innenleben und dann die Gebäudehülle. Also was machen die Nutzer, wo gehen sie hin? Was sind die Abläufe?
* Er kann zunächst eine Geschichte erfinden und daraus einen Entwurf ableiten.
* „Herr Müller kommt von der Arbeit nach Hause. Er geht durch den Vorgarten zum hellen und hohen Foyer und sucht unter dem Vordach seine Schlüssel...usw."
* Ein relativ neuer Zugang ist das parametrische Design. Dem Computer werden Parametern zu Wänden, Dächer, Abmessungen, usw. und deren Wechselbeziehungen eingegeben und dadurch die Form generiert und manipuliert.
* Ein eher skulpturaler Zugang versucht das Innen mit dem Außen verschmelzen zu lassen und invers zu denken.
* Der Entwurf kann durch äußere Einflüsse wie Sichtachsen und Lichtstrahlen definiert werden.
* Ortsabhängige Architektur durch studieren der Umgebung und des Kontextes.
* Ein weiterer Zugang kann über die Tragstruktur erfolgen, die dann die Architektur bestimmt.
Eine Kombination aus mehreren dieser Vorgänge ist nicht ausgeschlossen.
Schlussendlich geht es aber immer um die Funktion in Proportion und Materialität einzubinden und Spannungen, Kontraste, Gegensätze aber auch Symmetrie, Harmonie und Ruhe zu erzeugen. Eine – wenn auch unterbewusste - Wahrnehmung von etwas wohl Überlegten. Dabei darf die Architektur nicht naiv wirken und auf Effekte und kurzlebige Erscheinungen aus sein.