Flachdach oder Steildach?
Flachdach oder Steildach?
Steildächer waren Jahrhunderte lang die gängigste Dachform. Erst mit der Erfindung der kunststoffbasierten Abdichtungen und Beginn der modernen Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Flachdächer zu einer beliebten Alternative. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile und so müssen anfangs neben gestalterischen und wirtschaftlichen Fragen auch gebäudespezifische Merkmale berücksichtigt werden. Einen weiteren wichtigen Aspekt bilden auch die klimatischen Verhältnisse am Standort. Die Definition „Flachdach“ wird gemäß Flachdachrichtlinie mit < 10 ° angegeben.
Architektur
Flachdächer passen sich vor allem komplexen Grundrissen besser an und geben dem Gebäude ein modernes Erscheinungsbild. Aufgrund der geraden Wände ist eine Möblierung mit herkömmlichen Objekten einfacher. Die zusätzlichen Möglichkeiten der Dachflächennutzung vor allem als Dachgärten, Dachterrassen oder Spielflächen, bieten im Stadtgebiet ein erweitertes Nutzungsangebot und klimatische Vorteile.
Die Belichtung des darunterliegenden Geschoßes kann mittels Lichtkuppeln erfolgen.
Bei Steildächern hingegen kann die dahinter liegende Kubatur in Kombination mit Dachgauben für zusätzliche Nutzfläche herangezogen werden. Seine klassische Form kann modern interpretiert werden und bei rechteckigen Grundrissen ein besonderes Erscheinungsbild erzeugen.
Kosten
In einem Vergleich von zwei Einfamilienhäusern zwischen Steil- und Flachdach der TU Wien, durchgeführt 2015, zeigte sich, dass Konstruktionen mit Steildach langfristig kosteneffizienter sind als Gebäude mit Flachdach. In die Berechnung flossen Kosten für alle Lebenszyklusphasen – das bedeutet Herstellung, Betrieb sowie Ersatz der Bauteile nach Ablauf ihrer Lebensdauer – mit ein.
Die Instandhaltung bei Flachdächern ist aufwendiger als bei Steildächern, allerdings sind die Anschaffungskosten zu Beginn eines Steildaches höher. Die Ausbaumöglichkeit beim Steildach und der damit einhergehende Flächengewinn relativiert diese Mehrkosten wieder.
Technik
Der größte Vorteil von Steildächern ist das sichere Ableiten von Regenwässer an der Außenhaut. So kann keine stehende Nässe entstehen, die bei Flachdächern ein höheres Risiko für Schimmel und Feuchtigkeitsschäden ergibt.
Aus statischer Sicht sind Steildächer windstabiler, da weniger Sogwirkung, jedoch erzeugt ihr höheres Eigengewicht mehr Fundierungsmaßnahmen. In Gebieten mit mehr Schneelast kann dieser Vorteil schwinden, da der Schnee auf dem Flachdach liegen bleibt. Je kleinteiliger die Dachdeckung ist, desto weniger Angriffsfläche für Wind bietet sie.
Der wichtigste Aspekt bei Flachdächern ist mit Abstand die Abdichtung, welche immer fachgerecht verlegt werden muss. Diese kann aus Folien, bituminösen Dichtbahnen oder flüssigem PVC sein.
Zusammenfassend müssen alle drei Aspekte in Betracht gezogen werden, um eine Entscheidung über die Dachform treffen zu können.