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113 Architektur Fragen - Was ist die Dachgleiche oder Gleichenfeier?

Was ist die Dachgleiche oder Gleichenfeier? Neben diesen zwei österreichischen Begriffen gibt es in Deutschland das Richtfest, die Firstfeier, das Firstbier, das Hebemahl, das Bauheben, das Weihefest, den Hiebschmaus und das Aufschlagfest. In der Schweiz spricht man auch von der Aufrichte. Bei all diesen Begrifflichkeiten handelt es sich um einen Brauch im DACH-Raum, der auf das 14. Jahrhundert zurückgeht. Dabei wurden die Zimmerleute nach dem „Aufrichten" des Dachstuhls als letztes Bauteil mit einem Fest geehrt. Traditionell schlug der Bauherr bei dieser Feier den letzten Nagel in den Dachstuhl. Damit war die Arbeit der Baufirma symbolisch abgeschlossen, von dem Bauherren freigegeben und alle Rechnungen waren bezahlt. An diesem Tag bekommen auch heute noch alle Bauarbeiter symbolisch ein Gleichengeld. Der Aberglaube besagt sogar, dass ohne ein Richtfest Unglück über das Haus hereinbrechen wird. Heutzutage werden nicht immer nur Holzdachstühle errichtet, sodass das Fest nach der Fertigstellung des Rohbaus gefeiert wird. Dies kann die letzte Rohdecke sein oder die letzte Tragkonstruktion des Daches bevor der Ausbau beginnt. Ein übliches Symbol ist ein bunt geschmückter Kranz oder ein Nadelbaum, der auf dem Dach gut sichtbar befestigt wird. Offenbar gab es den Richtbaum sogar noch vor dem Weihnachtsbaum. Ein interessanter Nebenaspekt dabei: Im Mittelalter und auch lang davor spielten Bäume eine sehr wichtige Rolle. Daraus wurden nicht nur Häuser gebaut, sondern auch die Möbel und Werkzeuge. Holz wurde auch zum Heizen benötigt. So war es üblich einen immergrünen Baum für das Richtfest zu verwenden, der gemäß der nordischen Mythologie einerseits böse Geister besänftigen sollte und andererseits auch für Fruchtbarkeit stand. Das Fest wird immer auf der Baustelle während der Arbeitszeit gefeiert, so können alle Arbeiter dabei sein. Es ist auch üblich, dass sämtliche an der Ausführung beteiligten Planer geladen werden. Im Mittelunkt stehen jedoch der Bauherr und die Bauarbeiter. Das Essen muss nicht vornehm sein. Einige Holzbänke, Spanferkel, Grillwürstchen, Kartoffelsalat, Brot und Sauerkraut genügen, dazu Bier und Säfte. Das ein oder andere hochprozentige Glas darf nach dem Essen auch getrunken werden. Das neue Bauwerk wird vom Bauleiter oder auch gerne vom jüngsten Lehrling mit einem Richtspruch oder Gleichenspruch eingeweiht. Danach wird in der Regel ein Glas Wein oder Schnaps getrunken und das Glas am Boden zerbrochen. In der Tradition wird dieses vom Dach geworfen. Die Glasscherben sollen Glück bringen, weswegen das Glas nicht ganz bleiben darf. Am Ende heißt es immer: Ein Hoch auf den Bauherren!
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HAWLIK GERGINSKI Architekten ZT GmbH | Fichtegasse 9/2 | A-1010 Wien
T +43-1-489 62 66 | office@aha-ege.at | www.aha-ege.at

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