113 Architektur Fragen – Was sind die OIB-Richtlinien?
Was sind die OIB-Richtlinien? (Autor: Michael Pitsch)
Wie schon in einigen vorherigen Beiträgen erwähnt, ist das Baurecht in Österreich aufgrund der föderalistischen Struktur Sache der Bundesländer. Somit fallen auch die Bautechnikverordnungen in diesen Kompetenzbereich. Um Harmonisierungen in diesem Bereich zu erlangen, wurde von den Bundesländern im Jahr 1993 das Österreichische Institut für Bautechnik (OIB) gegründet.
Eine Teilaufgabe dieses Vereins ist die die Herausgabe der „OIB Richtlinien“, in welchen die bautechnischen Verordnungen geregelt werden. Die erste Ausgabe erfolgte 2007 und werden im 4-Jahres Rhythmus erneuert. Die Richtlinien werden nach Beschluss der Generalversammlung herausgegeben und stehen damit den Bundeländern zur Verfügung. Die Länder haben folglich die Möglichkeit diese in Ihrer Bauordnung verbindlich zu machen. Zurzeit liegen 6 Richtlinien, für folgende Bereiche, vor:
RL 1 – Standsicherheit
RL 2 – Brandschutz
RL 3 - Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz
RL 4 - Nutzungssicherheit und Barrierefreiheit
RL 5 - Schallschutz
RL 6 - Energieeinsparung und Wärmeschutz
Dadurch, dass die Richtline 6 in allen Bundesländern verbindlich ist, wird auch der Energieausweis für Gebäude in einer Gesetzesnorm standardisiert. Die OIB-Richtlinien folgen dem Konzept leistungsorientierter bautechnischer Richtlinien. In Folge dessen kann von diesen abgewichen werden, wenn der Bauwerber nachweist, dass ein gleichwertiges Schutzniveau erreicht wird. Eine Problemstelle ist allerdings, dass nicht alle Bundesländer die letztgültigen Ausgaben der Richtlinien in Kraft gesetzt haben und es teilweise auch eigene Versionen einzelner Bundesländer gibt. Somit sind unterschiedliche Versionen parallel gültig, wodurch die Harmonisierung wieder unterlaufen wird.
Mit anderen Worten: Es ist noch ein langer Weg, bis überall in Österreich nach den gleichen Regeln gebaut werden kann.